Werner Rüttimann, Geschäftsführer von Le Creuset Schweiz/Österreich, freut sich über die Wegmarke: «Wir haben konzernweit eine klare Strategie zur Stärkung des Fachhandels! Ausbildung ist für uns ein integrierender Bestandteil der Unternehmensphilosophie.»
Erschienen in der perspective im November 2024
Dieser Artikel ist Teil der Serie «Stimme aus der Branche». Hier kommen Expertinnen und Experten aus der Branche persönlich zu Wort. Sie geben Einblick in branchenspezifische Entwicklungen oder nehmen Stellung zu aktuellen Themen, was zu einem besseren Verständnis der Branchenmechanismen und zur allgemeinen Innovationsförderung beiträgt.
perspective: Das Schlagwort geistert seit einiger Zeit durch unsere Gesellschaft und Wirtschaft. Können Sie es aus Sicht des Haushaltfachhandels näher erläutern?
Werner Rüttimann: Als Berufsfeld gerät der Detailhandel gegenüber Banken, Versicherungen und anderen Bürojobs immer mehr ins Hintertreffen. Unregelmässige Einsätze, Samstagsarbeit und hohe Ladenpräsenz sind nicht für alle attraktiv; obschon die persönliche Beratung als unsere Kernkompetenz kundenseitig sehr geschätzt wird. Der Arbeitsmarkt scheint ausgetrocknet, Besserung ist aktuell nicht in Sicht. Deshalb wollen wir unser Personal selbst ausbilden!
Ausbilden, und dann auch halten …
Ja, und wenn nicht im Unternehmen, so doch in der Branche. Wir bieten bereits den Lernenden attraktive Praktika in verschiedenen Standorten in der Schweiz an! Bei Eignung sind Sprachaufenthalte auf Konzernebene möglich – gerne auch mit abgeschlossener Ausbildung. Wir sehen uns also durchaus kompetitiv mit den erwähnten Bürojobs. Aber: Der stationäre Handel ist unter Druck, das schleckt keine Geiss weg. Nicht nur fehlendes Personal, sondern auch das veränderte Kaufverhalten der Konsumenten sind die Auslöser.
«Klassischer Haushalt, kombiniert mit freudiger Gastfreundschaft und modernen Lifestyle-Erlebnissen – kein digitaler Kanal kann das!»
Werner Rüttimann
Sie wollen dennoch aufbauen und investieren. Antizyklisch gegen Druck und Trends?
Ja! Neben den Lehrstellen sehen wir zwei weitere Schweizer Massnahmen vor. Wir setzen auf den hybriden Handel, auf zunehmend bevölkerte Städte. Sinnliches Erleben und freundschaftliche Beziehungen, Beratung und After-Sales – das alles kann nur der gut geführte, stationäre Verkauf an guter Lage. Und wenn wir die Kundschaft einmal im Laden haben, müssen wir den gesetzten Ball noch ins Tor bringen: Mit Interesse für die Bedürfnisse, mit guten Informationen und Argumenten, mit einem attraktiven Angebot oder mit einem passenden «Zückerli» für den Kunden.
Sie halten ein echtes Plädoyer für den stationären Fachhandel!
Absolut! Und dazu möchte ich sämtliche Branchenkollegen aufrufen: Wir alle kennen die Fixkosten eines Geschäfts mit Miete, Personal usw. Wir haben aber gerade im Haushalt auch ein enormes Potenzial, um Marken mit grosser Strahlkraft permanent zu zelebrieren. Wir investieren primär in Ladengeschäfte und in unsere Shops. Aber auch die sozialen Medien und besonders unsere eigenen Le Creuset-Kanäle werden gezielt mit digitalem Content, also marktspezifischen Inhalten, gefüttert. Denn als Markenhersteller müssen wir unsere Kunden von morgen bereits heute an unsere Produkte heranführen. – Ein stabiler, dauerhafter Auftritt kommt auch in unserer 30-jährigen Garantie auf Gusseisen zum Ausdruck. Wir setzen damit die klare Botschaft «Qualität und Langlebigkeit» stringent um.
«Saisoneröffnungen, Jubiläen, Events und Kurse sind Gelegenheit zur Gastfreundschaft. Zeigen wir unsere Produkte in der praktischen Anwendung, wecken wir Interesse und Kauflust.»
Werner Rüttimann
Ein wohltuender Kontrapunkt in unserer flüchtigen, lärmigen Zeit. Diese Denkweisen bringen Sie wohl auch Ihren Lernenden bei.
Wir pflegen einen ganzheitlichen Ansatz samt bestmöglicher Unterstützung unserer aktiven Fachhandelspartner. Denn die Kundschaft kommt nicht mehr zwingend von selbst, wir müssen sie aktiv mobilisieren: Einladen, erfreuen, überraschen – bestenfalls kreativ verblüffen. Und klar, dieses Rollenverständnis geben wir natürlich auch unseren Lernenden mit.
Der Volksmund sagt: Klappern gehört zum Handwerk
Klappern ist genauso legitim wie unverzichtbar. Zielgruppengerecht und originell, mit Freude und Niveau inszeniert, wird es immer gerne gehört. Ich nehme mir hier die persönliche Freiheit, dies meinen Branchenkolleg*innen in Erinnerung zu rufen. Haben wir alle den unternehmerischen Mut, kreativ, auf menschliche Bedürfnisse abgestimmt und motivierend zu klappern! Und ja, nicht nur für die Kundschaft, sondern auch in Richtung junger Menschen. Damit stärken wir gemeinsam unsere Zukunft in der Haushaltsbranche! Denn wir brauchen unsere Kundinnen genauso wie unsere Mitarbeiter – und wenn wir’s gut machen, vice versa. Das möchte ich mal so in den Raum stellen.
Auch über neu geschaffene Lehrstellen zu berichten, ist eine Form von «Klappern».
Wir wünschen Ihnen und Ihren Lernenden rundum gutes Gelingen!